Donnerstag, 14. August 2014

Erinnerst Du Dich? Die Grille und die Ameise?... - Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.

Erinnerst Du Dich? Die Grille und die Ameise?...

Ich erinnere mich, denn auch ich bin mit solchen Geschichten aufgewachsen.

Für die Schulpraxis. 

I. Die Grille und die Ameise. 

Aufsatzbehandlung aus ,,A, Lieb, der Aufsatzunterricht in der Volkschule." • 



(Text des Lesebuches.) Eine Grille kam bei strenger Kälte zu ihrer Nach- 
barin, der Ameise. „Frau Nachbarin," sagte sie, „gebt mir doch ein wenig 
Speise; denn ich habe Hunger und nichts zu essen." — „Hast du nicht Speise 
für den Winter gesammelt?" fragte die Ameise. „Ich hatte keine Zeit dazu," 
war die Antwort. „Keine Zeit, Frau Grille? Was hast du denn im Sommer 
zu thun gehabt?" — „Ich habe gesungen und musiziert," erwiderte die Grille. 
„Nun gut," liess sich jetzt die Ameise vernehmen, „da du im Sommer musi- 
ziert hast, so kannst du im Winter tanzen." — Wer nicht arbeitet soll auch 
nicht essen. 

http://archive.org/stream/jstor-30170424/30170424_djvu.txt

Damals mochte es noch stimmen, dass ein fleissiger Mensch mit seiner Arbeit genug verdienen konnte, um sich satt zu essen, zu wohnen, sich zu kleiden, usw. Heute stimmt das nicht mehr unbedingt.
Doch die Antwort, wie die Grille sie gab, hallt uns heute viel öfter entgegen.

Als die Lehrerin mich damals fragte, was ich denken würde, warum die Grille so
antwortet, sagte ich: "Es sind eben Tiere." Inzwischen weiss ich, dass Tiere oft hilfsbereiter sind, als wir Menschen.

Wir Menschen urteilen zu rasch, teilen zu schnell ein in gewisse Kategorien, ver-sehen andere Menschen mit Etiketten und Aufschriften, stecken sie in die uns pas-send erscheinenden Schubladen, nur damit wir selber feiner dagegen anstinken kön-nen.

Wir selber können noch so weit unten angekommen sein, es findet sich immer noch 
wer, der noch weiter unten zu sein scheint, und auf dem wir dann herumtreten kön-nen, damit wir selber wenigstens noch eine Stufe weiter oben sind. Und jene, die uns Vorbilder sein sollten - die Politiker, die von Ethik schwafeln - die Manager und Vorgesetzte mit und ohne Firmenphilosophien, die uns erzählen warum Arbeits-ethik so wichtig ist, und darüber die Menschen vergessen - sie alle machen es uns vor.

Die heutige Ethik besteht nicht aus Mitmenschlichkeit, sondern aus Sozialneid, 
Missgunst und Unbarmherzigkeit. Wir alle - die gesamte Menschheit - müßte eigent-lich zusammen stehen für das Wohl aller. Leider funktioniert das bis heute nicht. Jeder rapscht für sich selber, kämpft für sich selber, und die anderen sollen 
eben auch zusehen, wo sie bleiben.


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